Oktober 27, 2020
E-Health Italien

E-Health in Italien nimmt Fahrt auf

Zunehmende chronische Erkrankungen und Distanzbehandlungen sorgen auf Italiens Gesundheitsmarkt für Dynamik. In den kommenden Jahren dürften Investitionen in moderne High-End-Medizintechnik deutlich zunehmen. Ein neuer Bericht aus der Reihe „Branche kompakt“ von Germany Trade & Invest (GTAI) beleuchtet Marktentwicklungen- und Trends, Chancen für Exporteure und Rahmenbedingungen in der öffentlichen Beschaffung.

Jacopo Prisco/CC BY-SA 3.0

Hinter Deutschland, Frankreich und dem Vereinigten Königreich ist Italien der viertgrößte Markt für Medizintechnik in Europa. Das öffentliche Gesundheitssystem ist breit aufgestellt und erhält für 2020 eine Mittelaufstockung von zwei Milliarden Euro und für 2021 weitere 1,5 Milliarden Euro. 235 Millionen Euro sind explizit für die Anschaffung von Medizintechnik vorgesehen. Hinzu kommt ein wachsender privater Sektor, der 2019 um 1,8 Prozent zulegte. Ein wichtiger Markttreiber ist die steigende Zahl chronischer Patienten, die Schätzungen zufolge bereits bis zu 40 Prozent der Bevölkerung ausmachen.

Die Corona-Krise hat zuletzt große Versäumnisse bei Investitionen in moderne Ausrüstung offengelegt: Etwa die Hälfte der Medizintechnik ist älter als zehn Jahre. Die Regierung ist sich einig, dass das Gesundheitssystem digital werden und landesweit einen einheitlichen Standard erreichen muss. Im Mittelpunkt der Pläne steht die Ausstattung mit medizinischer Basisausrüstung, die Prognose von Krankheitsverläufen und personenbezogene Gesundheitsdienstleistungen. Patienten mit chronischen Erkrankungen sollen zunehmend zuhause betreut und Arztbesuche reduziert werden. Experten erwarten mehr Investitionen in die Integration elektronischer Patientenakten, Cloud Computing, digitale Rezepte, Mobile Health und IA-gestützte Krankheitsverlaufsprognosen („Intelligence Augmentation“). Dementsprechend ist mit einer hohen Nachfrage an IT-Dienstleistungen, Plattformen für die Kommunikation zwischen Arzt und Patient sowie Monitoring-Systemen für ältere Patienten zu rechnen.

Trotz vorhandener lokaler Expertise ist Italien in vielen Segmenten ein Importmarkt: Etwa zwei Drittel des Inlandsmarktes werden durch Einfuhren bedient, insbesondere aus den Niederlanden, Deutschland, Belgien und Frankreich. Gefragte Produkte sind neben Heimpflege-Ausrüstung, ferngesteuerten Monitoring-Systemen und weiterer Telemedizin unter anderem auch medizinische Laser, Endoskope, Bilddiagnosegeräte, Beatmungsgeräte, ophthalmologische Ausrüstungen, Herzschrittmacher und Orthopädietechnik.

Deutsche Unternehmen können in der Regel uneingeschränkt an öffentlichen Beschaffungsmaßnahmen teilnehmen. Für die korrekte Registrierung von Produkten wird empfohlen, die Unterstützung lokaler Dienstleister in Anspruch zu nehmen. Darüber hinaus empfiehlt sich eine dauerhafte eigene Präsenz oder eine Kooperation mit lokalen Akteuren.

Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie / CC BY-ND 3.0 DE