Juli 02, 2020
Export Russland

Russland lockert Regeln für medizinische Einfuhren

Während die Corona-Pandemie das russische Gesundheitswesen an seine Belastungsgrenze bringt, erhöht die Regierung unter anderem die Investitionen in dringend benötigte Medizintechnik. Für Arzneimittel und bestimmte Medizinprodukte gelten bis auf Weiteres Ausnahmen von den strengen Beschaffungsregeln. Daneben gewinnen E-Health-Lösungen an Beliebtheit.

Schlurcher/CC BY 3.0

Insbesondere in den ländlichen Regionen waren zahlreiche medizinische Einrichtungen schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie unterversorgt und überlastet. Seit 2013 wurden im Gesundheitssektor unter anderem rund 6.200 Stellen für Infektionsärzte und mehr als 100.000 Pflegestellen gestrichen.

Aufgrund der steigenden Infektionszahlen ist die Zahl der Krankenhausbetten für Corona-Patienten inzwischen von 29.000 auf 130.000 mehr als verdreifacht worden. Insgesamt fließen rund 412 Millionen Euro in die Erweiterung der Bettenzahl in Krankenhäusern und Infektionsstationen. Neue Krankenhäuser und provisorische Kliniken werden vor allem im Gebiet rund um Moskau errichtet. Mitte Mai 2020 waren bereits mehr als 40 temporäre Krankenhäuser fertiggestellt. Ende März stellte die Regierung 87 Millionen Euro für den Kauf von 5.700 Geräten zur künstlichen Beatmung und zur extrakorporalen Membranoxygenisierung (ECMO) bereit. Insgesamt stehen für die öffentliche Beschaffung von Medizintechnik rund 162 Millionen Euro zur Verfügung.

Russland ist bei zahlreichen medizinischen Produkten von Lieferungen aus dem Ausland abhängig, darunter auch aus Deutschland. Um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen, hat die Regierung die Einfuhrzölle für Arzneimittel und bestimmte Medizingeräte zunächst bis zum 30. September ausgesetzt: Ein sogenannter „grüner Korridor“ soll dabei eine besonders schnelle Zollabwicklung gewährleisten. Auch die Importsubstitution durch inländische Medizinprodukte wurde vorläufig unterbrochen. Zudem hat die Regierung im April das Registrierungsverfahren für 36 Medizinprodukte wie Beatmungsgeräte, Bypass-Systeme und Thermometer vereinfacht.

Das Interesse an E-Health wächst in Zeiten der Krise auch in Russland enorm. So bieten unter anderem der Telemedizinanbieter „DocDoc“ und der Versicherungsanbieter „BestDoctor“ kostenlose Online-Konsultationen für Patienten und Ärzte an. Außerdem investiert die staatliche Entwicklungsbank rund 12,6 Millionen Euro in den Medizindienstleister „Doktor Rjadom“, der ebenfalls telemedizinische Beratungen über das Internet durchführt. Die Applikation „Lifetime+“ ermöglicht es Patienten beispielsweise, ihre Laborergebnisse online einzusehen und anschließend mit ihrem Arzt zu besprechen. Von der steigenden Nachfrage können langfristig auch deutsche Unternehmen digitaler Gesundheitsdienstleistungen profitieren.

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Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie