Juli 09, 2019
Additive Manufacturing 3D Druck Rapid.Tech

Quantensprünge in der Medizin durch Additive Manufacturing

Erfurt hat einmal mehr als „Hotspot des 3D-Drucks“ überzeugt. Und das nicht nur, weil die 16. Rapid.Tech + FabCon 3.D während der bisher heißesten Tage des Sommers 2019 stattfand, sondern weil im Urteil der nahezu 4.500 Besucher, der 180 Aussteller sowie der mehr als 100 Referenten zum Rapid.Tech-Fachkongress und zur 3D Printing Conference ein konkreter, auf Anwendungen zielender Austausch zu den gegenwärtigen Möglichkeiten und zukünftigen Entwicklungen des Additive Manufacturing (AM) stattgefunden hat. „Exzellente Vorträge sowie attraktiv gestaltete Stände und Sonderschauflächen in der Ausstellungshalle sind die Basis, auf der die älteste Kongressmesse dieser Art in Deutschland weiter aufbauen kann. Wir haben in diesem Jahr erstmals dem Thema Bildung ein eigenes Forum gegeben und an der großen Resonanz den Bedarf auf diesem Gebiet gesehen. Darauf werden wir aufsetzen, denn das weitere Voranschreiten additiver Fertigung braucht geschulte Fachleute. Dieser Prozess muss bereits in der Schule beginnen“, sagt Michael Eichmann, gemeinsam mit Prof. Dr. Gerd Witt Fachbeiratsvorsitzender der Rapid.Tech + FabCon 3.D.

Die TruPrint 1000 ist der schnellste 3D-Drucker für Zahnersatz am Markt. Bild: Trumpf Group

Welche Fortschritte mittels additiver Technologien in den letzten fünf Jahren in der Medizin möglich geworden sind, zeigte Prof. Dr. Dr. Majeed Rana in seinem Keynote-Vortrag zur Eröffnung des Kongresses auf. Der Leitende Oberarzt und stellvertretende Klinikdirektor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie am Universitätsklinikum Düsseldorf sprach über den Einsatz der computer-assistierten Chirurgie zur mikrovaskulären Rekonstruktion des Gesichtsschädels. Mittels additiven Verfahren können heute durch Unfälle oder Tumore hervorgerufene Defekte im Kiefer- und Gesichtsbereich vollständig und meist mit nur einer Operation beseitigt werden. „CAD-Software und 3D-Druck sind hier entscheidende Hilfsmittel für den Chirurgen. Damit kann er eine Operation punktgenau planen und die benötigten Implantate patientenspezifisch anfertigen lassen. Er erhält Werkzeuge an die Hand, die es ihm ermöglichen, mit hoher Sicherheit ganz individuell die Situation des Patienten zu erfassen und danach die erforderlichen Rekonstruktionen vorzunehmen. Mit konventionellen Mitteln müsste er sich viel mehr auf sogenannte Mittelwerte und seine Erfahrung verlassen“, skizziert Prof. Dr. Dr. Rana den Quantensprung.

Innovationen für die Medizin können die Besucher auch in der Ausstellung in Augenschein nehmen. Dazu gehören der schnellste 3D-Drucker für Zahnimplantate, den Trumpf vorstellt, ein 3D-gedrucktes Schädelmodell für OP-Vorbereitungen von Stratasys oder das erste gedruckte Mini-Herz aus menschlichen Zellen, das Forscher der Universität Tel Aviv/Israel im Rahmen des internationalen Designwettbewerbes 3D Pioneers Challenge in Erfurt präsentieren.

Darüber hinaus zeigen die Aussteller neueste Entwicklungen von Software und Datenaufbereitung über Werkstoffe, Verfahren und Maschinen bis hin zu Nachbearbeitungs- sowie Qualitätssicherungsleistungen entlang der gesamten additiven Kette, die in Branchen wie Automobilindustrie, Luft- und Raumfahrt, Energie und Maschinenbau gefragt sind.


Stimmen zur Rapid.Tech + FabCon 3.D 2019


Ulli Klenk, Principal Key Expert, Siemens Gas and Power:
In Erfurt findet der international führende Kongress zu Additive Manufacturing statt, der neben den Fachthemen auch die wichtigen übergreifenden Aspekte wie Bildung, Recht oder Standardisierung aufgreift und somit die gesamte Bandbreite abbildet. Ich komme seit sieben Jahren nach Erfurt. Es ist jedes Mal eine Bereicherung.

Martina Sturm, Marketing, Hirtenberger Engineered Surfaces GmbH, Hirtenberg/Österreich:
Wir haben auf einer anderen Veranstaltung von der Messe in Erfurt erfahren und beschlossen, unsere Leistungen im Post-Processing für 3D-gedruckte Metallteile 2019 erstmals zu präsentieren. Das war eine gute Entscheidung. Viele Interessenten haben an unseren Stand gefunden, um sich über die Vorteile unseres patentierten Verfahrens des Hirtisierens zu informieren. Mit dieser Technologie werden angesinterte Partikel und Stützstrukturen entfernt und Oberflächen geglättet. Es ist für alle gängigen 3D-gedruckten Metalle und Legierungen geeignet.

Dr.-Ing. Arwed Kilian, Leiter Vertrieb Additive Manufacturing Deutschland, TRUMPF Laser- und Systemtechnik GmbH:
Wir spüren eine verstärkte Nachfrage nach der Verwendung additiver Technologien im Werkzeug- und Formenbau. Darauf haben wir unsere diesjährige Messepräsentation ausgerichtet. Auch in diesem Jahr präsentieren wir neue Exponate, gedruckt im Pulverbettverfahren oder Pulverauftragschweißen, die beiden Säulen des Metall 3D-Drucks bei Trumpf. Neben der Pflege von Kunden- und Partnerkontakten gibt es in Erfurt immer auch einen Austausch mit Vertretern von Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Dieser Bereich ist hier traditionell stark vertreten.

Prof. Dr. Bastian Rapp, Geschäftsführer Glassomer GmbH:
Mit dem von uns entwickelten Verfahren zur Herstellung eines 3D-druckbaren und auch noch 3D-bedruckbaren hochreinen Quarzglases konnten wir die Jury des Start-Up-Awards überzeugen und den 1. Preis gewinnen. Darüber freuen wir uns sehr. Erfurt ist eine der wichtigsten Plattformen, wenn es um 3D-Druck geht. Alle namhaften Unternehmen der Branche sind auf dieser Messe vertreten. Wir haben hier eine gute Öffentlichkeit für unser erst einjähriges Unternehmen bekommen.


Quelle: Messe Erfurt